Bochum (ots) - Die kriminelle schauspielerische Energie der miesen Trickdiebe reißt einfach nicht ab! Das mussten am gestrigen 26. April leider ein Herner (72) und eine Bochumerin (81) erfahren, die an diesem Dienstag Opfer von "Falschen Polizisten" geworden sind.
Schauen wir nach Herne: Gegen 08.00 Uhr schellen zwei Männer an der Tür eines Hauses an der Arndtstraße. Gegenüber dem dort wohnenden Senior geben sich die Personen als Polizeibeamte aus. Sofort teilen sie dem Herner mit, dass er zur Festnahme ausgeschrieben sei, da ein Haftbefehl gegen ihn vorliegen würde.
Der bass erstaunte Rentner lässt die Männer ins Haus. Da angeblich dort noch Beweismittel versteckt sein sollen, stimmt der über 72 Jahre alte Mann auch der Durchsuchung seiner Räume zu. Erst gegen 09.30 Uhr verlassen die Polizisten das Haus des Herners - ohne ihn. Wenig später stellt der Senior dann fest, dass er das Opfer von Trickdieben geworden ist - fehlen doch mehrere hundert Euro aus seiner Brieftasche.
Nun blicken wir nach Bochum: Hier erhält eine Frau (81), die an der Straße "Kuhlehof" in Altenbochum lebt, gegen 13.35 Uhr, einen Anruf von der "Falschen Polizei".
Ein angeblicher Kriminalbeamter teilt der Seniorin mit, dass gleich zwei uniformierte Kollegen sich bei ihr melden werden, um Spuren zu sichern. Warum? In letzter Zeit sei es in der Gegend häufig zu noch nicht entdeckten Einbrüchen gekommen. Zeitversetzt schellen dann wirklich zwei augenscheinlich uniformierte Beamte an, die sich anschließend im Keller den Safe der Rentnerin zeigen lassen. Danach schicken sie die Frau ins Erdgeschoss. Hier soll sie sich die Hände waschen, damit Fingerabdrücke genommen werden können.
Was haben die Kriminellen vermutlich in der Zwischenzeit gemacht? Nach dem Safeschlüssel gesucht - allerdings vergeblich! Nun werden aus den beiden Trickdieben plötzlich brutale Räuber. Unter Androhung von Schlägen halten sie die Rentnerin fest und fordern sie auf, den Schlüssel herauszugeben. Nachdem die Täter Bargeld, Goldmünzen und Schmuck entwendet haben, flüchten sie gegen 14.00 Uhr aus dem Haus.
Einer der Männer, bei denen es sich augenscheinlich um Südländer handelt, die akzentfreies Deutsch sprachen, ist ca. 35 Jahre alt, nur 162 cm groß, hat eine pummelige, untersetzte Figur, schwarze Haare, einen schwarzen Spitzbart und trug eine schwarze Baseballkappe, eine schwarze Hose sowie eine schwarze Jacke, auf der weiße Schriftzug "Polizei" stand. Der gleichaltrige Mittäter, der auch eine Baseballkappe trug, ist ca. 185 cm groß, hat eine kräftige Statur, schwarze Haare, einen schwarzen Kinnbart und war ebenfalls schwarz gekleidet.
Das Bochumer Kriminalkommissariat 13 hat in beiden Fällen die Ermittlungen aufgenommen und bittet unter der Rufnummer 0234 / 909-4135 (-4441 außerhalb der Geschäftszeit) dringend um Zeugenhinweise.
Was zeigen uns diese Straftaten? Die Kriminellen denken sich immer wieder neue "Schachzüge" aus, die an dieser Stelle nie vollständig aufgezählt werden können.
Für Trickdiebe, die in Wohnungen aktiv werden, gibt es nur ein einziges ernsthaftes Hindernis, das sie überwinden müssen: die gesperrte oder geschlossene Wohnungstür.
Oft täuschen sie eine offizielle Funktion vor und kommen als Handwerker, von den Elektrizitäts-, Gas- oder Wasserwerken, von der Hausverwaltung, von der Kirche, von der Rentenversicherung oder Krankenkasse, wie hier von der Polizei, aber auch von der Post oder vom Sozialamt. Dabei kündigen sie sich, wie in Bochum geschehen, sogar vorher telefonisch an, um mögliche Bedenken schon im Voraus zu zerstreuen und ein Vertrauensverhältnis zum Opfer aufzubauen.
Daher sollten ältere Menschen folgende Ratschläge unbedingt beherzigen:
- Lassen Sie keine Fremden in die Wohnung!
- Sehen Sie sich Besucher vor dem Öffnen durch den "Türspion" oder mit einem Blick aus dem Fenster an und machen Sie von Ihrer Türsprechanlage Gebrauch.
- Öffnen Sie die Wohnungstür niemals sofort - legen Sie immer Sperrbügel oder Sicherheitskette an.
- Ziehen Sie telefonisch eine Nachbarin oder einen Nachbarn hinzu, wenn unbekannte Besucher vor der Tür stehen, oder bestellen Sie die Besucher zu einem späteren Termin, wenn eine Vertrauensperson anwesend ist.
- Überlegen Sie bei angeblicher hilfebedürftiger Lage von Fremden an der Tür (Beispiel: Bitte um Schreibzeug oder um ein Glas Wasser): Woher sollte der Nachbar die Besucher wirklich kennen? Warum wenden sich die Besucher im Notfall nicht an eine Apotheke, eine Gaststätte oder ein Geschäft, sondern an eine Privatwohnung?
- Machen Sie bei hilfebedürftiger Lage von Fremden an der Tür das Angebot, selbst nach Hilfe zu telefonieren oder das Gewünschte (Schreibzeug, Glas Wasser etc.) hinauszureichen und halten Sie dabei die Tür gesperrt.
- Fordern Sie von Amtspersonen immer den Dienstausweis und prüfen Sie ihn sorgfältig (nach Druck, Foto und Stempel). Sorgen Sie dazu für gute Beleuchtung und benutzen Sie, wenn nötig, eine Sehhilfe.
- Rufen Sie beim geringsten Zweifel bei der Behörde an. Suchen Sie dazu die Telefonnummer selbst heraus und ziehen Sie telefonisch eine Nachbarin oder einen Nachbarn hinzu.
- Lassen Sie Handwerker nur dann herein, wenn Sie sie selbst bestellt haben oder wenn sie von der Hausverwaltung angekündigt worden sind.
- Nehmen Sie nichts für Nachbarn ohne deren Ankündigung oder Auftrag entgegen.
- Wehren Sie sich gegen zudringliche Besucher notfalls auch energisch. Sprechen Sie sie laut an und rufen Sie um Hilfe.
- Pflegen Sie als jüngerer Mensch Kontakt zu Ihren älteren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern. Machen Sie ihnen das Angebot, bei fremden Besuchern an der Wohnungstür zur Sicherheit hinzuzukommen und übergeben Sie für solche Fälle die eigene Telefonnummer.
Für weitere Fragen und kostenlose Beratungen steht Ihnen das Kommissariat Kriminalprävention/Opferschutz unter der Rufnummer 0234 / 909-4040 gern zur Verfügung. Auch der Kontakt zu einem Seniorensicherheitsberater kann hier hergestellt werden.
Rückfragen bitte an:
Polizei Bochum
Pressestelle
Volker Schütte
Telefon: 0234-909 1023
E-Mail: pressestelle.bochum@polizei.nrw.de